Schwert „balato“
Balato mit lasara-Häuptern waren nur erfolgreichen Kriegern und Häuptlingen gestattet. Das ist deshalb der Fall, weil das Opfer bzw. der primordiale Tötungsvorgang und dessen Auffrischung im Kontext der Kopfjagd als Verdienst an der Gemeinschaft gesehen werden. Er war sozusagen heilige Pflicht. Als Ausweis der Potenz des Kriegers versinnbildlicht er die Stellung des Kriegers als Mittler zwischen den Daseinsebenen. Denn der lasara ist der magisch mächtige Urdrache der Unterwelt, oder des Meeres, an den als Fruchbarkeits-Garanten letztlich das Opfer gerichtet ist.
Steine und andere organische und anorganische Talismane und Dinge von besonderer magischer Potenz werden in den Talisman-Korb am Schwert eingebracht und magisch mit rotem Stoff „gesichert“. Die Tigerklauen und -zähne am Fetischkorb wurden aus Sumatra importiert und waren explizites Privileg der Kriegerelite. Rote Stoffstreifen im oder am raga ifo boaya, dem Fetischkorb, erfüllen eine ähnliche Funktion wie jene am Griff des parang landung bzw. kampilan, die keinesfalls nur pragmatisch als „Abgleitschutz“ zu verstehen sind. Textilien haben seit jeher eine besondere Bedeutung. Sie sind als Materialisierung der weiblichen Seite im Sinne von Fruchtbarkeit zu sehen, weshalb das Weben z.B. bei den Dayak auch als Kampf, kajau, der Frauen bezeichnet wird. Auch verkörpern rote Stoffstreifen ein Stoßgebet im Buddhismus und Islam.
Da Tiger auf Nias und Sumatra schon lange nicht mehr vorkommen, ist es bemerkenswert, wenn man einen Amulettkorb mit Tiger-Eckzähnen an einem balato zu Gesicht bekommt. Ein solches Schwert dürfte in jedem Falle ziemlich alt sein und einem hochrangigen Krieger gehört haben.
Objekt | Schwert „balato“ |
Kultur | Süd Nias |
Zeit | Um 1900 |
Maße | Länge: 65 cm |
Material | Stahl, Holz, Messing, Textilie, Rattan, Tigerzähne |