Schwert „penai“, Bare’e-Toraja

Objekt Schwert „penai“, Bare’e-Toraja
Kultur Sulawesi
Zeit 17.–18. Jahrhundert
Maße Länge: 64,50 cm
Material Stahl, Holz, Rattan, Menschenhaare

Dieses penai hat mehrere Merkmale, die es als außergewöhnliches Exemplar seiner Art qualifizieren. Zunächst ist in dieser Hinsicht die Klinge mit ungewöhnlicher zungenförmiger Mittenspitze zu nennen, die als gekürzte europäische Schwertklinge des 16. Jahrhunderts anzusprechen ist. In späterer Zeit wurden solche Klingen nicht mehr gefertigt. Die streifige Raffinierstruktur, die Art der Härtung und der doppelte Grubenschnitt sind typisch für spanische oder deutsche Klingen dieser Zeit. Der Betrachter kann beim „Entlangpeilen“ erkennen, dass die Gruben völlig gerade verlaufen und „in nichts“ auslaufen. Das bedeutet, eine Schneide der ehemals langen, zweischneidigen (Schwert-)Klinge ist gekappt. Es darf mit Vorbehalt angenommen werden, dass die Klinge noch aus der frühen Ära der holländischen Einflussnahme stammt.

Ungewöhnlich ist der Umstand, dass das ansonsten in durchaus typischer Weise mit geometrisch-ornamentalen Motiven im Flachrelief versehene Montage-Ensemble aus relativ leichtem Holz besteht, welches flächig mit einer dreifarbig angelegten, ausgesprochen hochwertig ausgeführten Rattan-Flechtarbeit verkleidet ist. Im abgebogenen, vergrößerten Knaufteil sind einzelne Büschel schwarzer Menschenhaare eingelassen. Der Scheidenfuß ist verbreitert, läuft in zwei Enden aus und mutet gestalterisch fast wie ein architektonisches Element, wie z. B. am Giebel des tongkonan, des traditionellen Hauses, an.

Dass leichtes Holz verwendet wurde, ist der Gesamtqualität in diesem Falle keinesfalls abträglich. Horn gilt zwar einerseits gemeinhin als „edleres“ Material, war jedoch bei den Toraja aufgrund der regelmäßigen Büffelopfer in derart großen Mengen verfügbar, dass diese pauschale Annahme in Frage zu stellen ist, zumal andererseits bestimmte Bäume bei den Toraja von besonderer spiritueller Bedeutung sind.

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