Schwert „khasi dao“
Dieses lange Schwert ist aus lokal erschmolzenem Stahl geschmiedet. Die Klinge ist lanzettförmig und einschneidig. Sie hat im Bereich des Rückens, etwa nach einem Drittel der Gesamtlänge, eine Erhebung, die als Rudiment indischer Formen gelten kann. Das gerade Querstück, durch welches die Klingenangel verläuft, sowie zwei ausladende, aus Messing gegossene Fortsätze im hinteren Bereich des Griffs und der ösenförmige Abschluss lockern die strenge Form auf. Die im Querschnitt runde Handhabe ist gekonnt auf die Klingenangel aufgeschmiedet. Die Waffe ist also aus mehreren Elementen zusammengeschmiedet, was eine gute Kenntnis der Schmiedetechnik erfordert. Sie ist elastisch und hat alle technischen Merkmale von kompetent geschmiedetem und gehärtetem Stahl.
Über Ursprung und Anwendung dieser Schwertform ist kaum etwas bekannt. In Zentral-Indien werden ähnlich langgriffige Schwerter bei hinduistischen Prozessionen getragen, worin der Ursprung liegen dürfte. Über eine Verwendung im Krieg liegen keine Berichte vor. Allerdings spricht einiges dafür, dass die Schwerter bei der Umbettung der Knochen bei der Zweitbestattung eine zentrale Rolle gespielt haben könnten. In der traditionellen Khasi-Religion (kur) unterscheidet man zwischen ka niam-im (Rituale der Lebenden) und ka niam-iap (Rituale der Toten), ganz ähnlich wie bei den Toraja. Bei der Überführung der Knochen ins Beinhaus (mawbah), welches früher wohl ein megalithisches Grab der Stammesahnen war, wurden diese Schwerter wahrscheinlich mitgeführt, um übelwollende Einflüsse auf dem Wege abzuschrecken. Das Ritual der Knochenumbettung in das mawbah-Beinhaus (das man „Ahnen-Stein“ nennt) ist eine der wichtigsten Handlungen innerhalb der Rituale der Khasi-Religion. Sollte der Prozess der Umbettung gestört werden, zum Beispiel durch Einflüsse aus der unsichtbaren Sphäre, würde der Tote nicht den Weg zur Stammesmutter im Jenseits finden. Viele der Elemente der Khasi-Religion stammen aus dem Hinduismus, von dem die Khasi viel übernommen haben und wo Tempel- und Prozessionsschwerter ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Die den Garo benachbarten, matrilinearen Khasi sprechen eine Môn-Sprache, die dem Kambodschanischen verwandt ist. Ihr Eigenname ist Ki Khasi, was „Die von einer Frau Geborenen“ bedeutet. Eine ebenfalls gebräuchliche Eigenbezeichnung lautet Ki Khun U Hynniewtrep, zu übersetzen mit „Die Kinder der Sieben Hütten“. Im Gegensatz zum restlichen Indien sind die indigenen Völker der Khasi, Garo und Jaintia in Meghalaya matrixlokal und matrilinear organisiert, d.h. es wird ausschließlich in weiblicher Linie vererbt. Die Khasi sind mit 1,4 Millionen Menschen die größte der drei Ethnien und jenes Volk, das die alten Traditionen am strengsten lebt-und überzeugt davon ist die Kultur noch über viele Generationen weitertragen zu können.
Objekt | Schwert „khasi dao“ |
Kultur | Khasi-Naga, Nordost-Indien (Assam, Meghalaya) oder Bangladesh |
Zeit | 19. Jahrhundert oder früher |
Maße | Länge: 114 cm |
Material | Stahl, Messing |