Schwertmesser „takit“
Objekt | Schwertmesser „takit“, „rinadrug“ |
Kultur | Süd-Formosa, Paiwan (Rukai, Puyuma) |
Zeit | 18./19. Jahrhundert |
Maße | Länge: 79 cm |
Material | Holz, Stahl, Buntmetall, Rotlack, Schwarzlack, Rattan |
Das hier vorgestellte Objekt gehört zur Gruppe der takit und verkörpert die traditionelle Kultur der Ethnien des südlichen Taiwan, vor allem die der Rukai und Paiwan, deren Klingenobjekte sich im Wesentlichen gleichen und heute nicht mehr sicher differenziert werden können. Takit sind traditionelle Klingenobjekte der Paiwan-Ethnien auf Formosa.
Der gerade, symmetrische, rotlackierte Holzgriff stellt eine stilisierte stehende Gestalt mit hohem Kopfschmuck dar. Auch dieses Motiv lässt sich unmittelbar im Zusammenhang mit bronzezeitlichen Vorbildern sehen; sehr ähnliche Griffe finden sich schon im Zusammenhang mit alt-austronesischen Fundsituationen. Die Scheide zeigt auf der Vorderseite ebenfalls eine Reihe stehender Gestalten, wobei der abgebogene Scheidenfuß in einem Schlangenkopf endet. Die Schlange Mura ist das heilige Tier der Paiwan–Aristokratie und an takit-Messern allgegenwärtig. Die Rückseite der hölzernen Scheide ist mit dünnen, kunstvoll tordierten Eisenstäben versehen, die die Klinge in Position halten. Es ist bemerkenswert, mit welcher Präzision die Klinge in die dafür vorgesehene Aussparung passt. Im Bereich des Scheidenmundes befindet sich ein separat aufgesetztes Element, auf dem sechs erhaben ausgearbeitete, stilisierte menschliche Köpfe in Reihe zu erkennen sind: ein eindeutiger Hinweis auf die Funktion im Zusammenhang der Kopfjagd. Warum einer der Köpfe „liegt“, während die anderen „stehen“, ist unklar.
Hierbei handelt es sich um ein sehr langes Exemplar eines takit. Die kräftige, fast gerade, einschneidige Klinge mit der hochgezogenen, kurzen Rückenspitze ist aus Raffinierstahl und hat einen deutlichen Härteschatten entlang der Schneide. Die Metallstruktur ist von feiner Beschaffenheit und lässt auf Beherrschung der Eisen- bzw. Stahlverarbeitung schließen. Der asymmetrische Querschnitt der Klinge ist typisch für Paiwan-Klingen. Das stellt eine interessante Parallele zu Klingen aus Borneo (mandau) und zu Klingen der mittleren und nördlichen Philippinen (Luzon, Visayas) dar, die kaum zufällig sein dürfte. Im Prinzip entspricht die Klinge in ihrer Form weitgehend chinesischen, koreanischen und japanischen Klingen von der Han- bis zur T’ang-Dynastie; in tibetischen und bhutanischen Klingen hat sich die Form noch unverändert erhalten. Das lässt vermuten, dass die Form des takit von den Han-zeitlichen Einwanderern vor etwa 2.000 Jahren auf die Insel gebracht wurde.
Paiwan Gruppe in offizieller Tracht (Süd-Paiwan,Pingtung), mittig Mann mit takit.
http://hdl.handle.net/10385/fq977v889
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