Jimpul

Objekt Jimpul „duku amat“
Kultur Borneo, West-, Sarawak, Dayak, Iban
Zeit frühes 20. Jahrhundert
Maße Länge: 77 cm
Material Stahl, Weichmetall, Hirschhorn, Ziegenhaar, Menschenhaar

Dieser jimpul ist den Iban zuzuordnen. Es ist eine sehr mächtige, schwere Waffe, die trotz dem Gewicht von etwa einem Kilogramm, wovon der allergrößte Anteil auf die Klinge entfällt, durchaus funktional angelegt und relativ handlich ist. Die Klinge ist aus sorgfältig poliertem, industriell hergestelltem Stahl mit einer deutlichen Härtezone an der Schneide. Sie zeigt Spuren von Gebrauch.

Die Iban, die stark von dem muslimischen Sultanaten Sumatras und Borneos geprägt sind und angeblich im 14. bis 16. Jahrhundert von Zuwanderungen aus Sumatra abzuleiten sind – angeheuert von lokalen Herrschern als Gegenmaßnahme gegen kriegerische Bidayuh- und Illanun-Gruppen – favorisieren die gebogene, symmetrisch angeschliffene Klinge turk-osmanischer und ostafrikanisch-mamlukischer Prägung. Diese eignet sich als primäre Offensivwaffe besser als das mandau, das stark werkzeugartige Merkmale hat, da es auch als Schneidewerkzeug dient. Der jimpul hingegen ist eine reine (Hieb-)Waffe, die in den andauernden Kämpfen der späten Kolonialzeit in Sarawak und Sabah perfektioniert wurde. Jimpul aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert sind nicht bekannt; diese dürften jedoch eher noch gayang-artige Merkmale gehabt haben (d. h. schlanker und eher mandau-artig, jedoch mit symmetrischem Querschnitt). Die imposante Klinge hat Messing-Applikationen und punzierte S-Linien, ein Rudiment des mata kalong der Dayak aus Zentral- und Ost-Borneo. 

Der Griff entspricht vom Habitus der Klinge. Er ist sehr mächtig und wirkt sehr martialisch und fast bizarr. Die die Kopfjagd bzw. die Seelenreise verkörpernde eingehängte Spirale, Leitmotiv der Schwertgriffe Borneos, bestimmt das vordere, ausladende Teil, während die auf Gliedmaßen und Teile des aso-Drachens zurückgehende Egel-Motiv zu einem wuchernden Gewirr von krallenartigen Elementen degeneriert ist. Dazwischen finden sich, fast schelmisch eingestreut, kleine Köpfe, die einigermaßen dezent auf die Bestimmung des Schwertes hindeuten. Im oberen Bereich sind rot gefärbte Ziegenhaar-Büschel nach Kenyah-Tradition eingesetzt. Die Handhabe ist mit Messingdraht umwunden, ein typisch iban’sches Element, das eine vereinfachte und eher malaiisch bestimmte Variante des bei den Kajan-mandau üblichen Rattangeflechts darstellt. An der „Nase“ ist ein Büschel Menschenhaar eingesetzt.

Das Schwert ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel für ein Iban-Schwert mit Spuren längeren Tragens und Gebrauchs; die Griffpatina mutet alt und abgegriffen an.

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