Schwert „takit“
Objekt | Schwert „takit“, „rinadrug“ |
Kultur | Süd-Formosa, Paiwan (Rukai, Puyuma) |
Zeit | 19. Jahrhundert (?) |
Maße | Länge: 59 cm |
Material | Holz, Stahl, Rotlack, Schwarzlack, Buntmetall, Rattan, Muscheln |
Bei diesem Objekt handelt es sich um ein Schwertmesser einer Paiwan-Gruppe auf Süd-Formosa. Das Messer zeigt auf der Scheide mehrere Schlangen und dazwischen eingruppierte Köpfe. Mura fordert Kopfjagd, um den Status der Ahnen im Jenseits zu erhöhen und aus der zugeführten Lebensenergie neues Leben generieren zu können. Der Griff ist mit zahlreichen Metallelementen beschlagen, die sich als stilisierte Gesichter oder Köpfe ansprechen lassen. Die Gestaltung geht unmittelbar auf die frontale stehende Herrscher- oder Kriegergestalt zurück, die schon an Waffen der chinesischen Bronzezeit (Dian-Kultur, 400 v.u.Z. bis 200 u.Z.) zu finden ist.
Die Paiwan, die sich in eine Reihe kleinerer Ethnien unterteilen, wurden wie die Atayal im Norden vor allem seit dem 17. Jahrhundert durch nachdrängende chinesische Invasoren im Laufe der Jahrhunderte in das höher gelegene Inland abgedrängt. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich heute von den Damumu-Bergen im taiwanischen Zentralgebirge im Norden bis hin zur südlichen Spitze der Insel sowie östlich des Gebirges bis hin zur Küste des Landkreises Taitung. Die niederländischen Kolonialisten bezeichneten im 17. Jahrhundert die Gegend um das von ihnen zwischen 1624 und 1634 errichtete Fort Zeelandia (Tainan) als „Tayowan“ oder „Tayovan“ in Anlehnung an den ethnischen Namen des mächtigen Paiwan-Stammes. Dieser Name bezeichnete ursprünglich nur die Stadt Tainan, wurde später auf die gesamte Insel ausgedehnt und im Chinesischen als „Taiwan“ lautlich nachgebildet. Die chinesischen Schriftzeichen für „Taiwan“ bedeuten „Terrassenbucht“, was auf damals schon intensive Bewässerungswirtschaft hindeutet. Die meisten Paiwan leben in den hochgelegenen Regionen des südlichen Taiwan.
Der Name Paiwan soll auf eine Mythe zurückgehen. Dieser zufolge sollen die Paiwan ursprünglich in einem heiligen Gebiet namens Paiwan in den Dawu-Bergen gewohnt haben und dann nach Süden abgewandert sein, der Name wurde daraufhin auf die Auswanderer appliziert. Nach anderen Quellen lässt pai wan sich einfach als „Mensch“ übersetzen. Die Paiwan zählen annähernd 100.000 Menschen und stellen knapp ein Fünftel der indigenen Bevölkerung Formosas. Sie haben sich unter Ausnutzung der unzugänglichen Geografie recht effizient gegen externe Aggressoren gewehrt und konnten nie wirklich vereinnahmt werden.
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