Schild (Lushai Naga)
Dieser rechteckig geformte Schild besteht aus einer robusten, schwarz lackierten Gewebeplatte. Rückseitig ist ein Griff aus Rattan befestigt. Im oberen Bereich des Schildes sind 25 runde, gegossene Messing-Hütchen in reihenweiser Anordnung angebracht (drei fehlen). Sie sind heute dunkel oxydiert, dürften zur Zeit der Benutzung des Schildes jedoch glänzend und blank gewesen sein. In der Mitte des Schildes ist eine waagerecht verlaufende Schnur gespannt, an der acht rotgefärbte, an Holzstückchen zusammengefasste Ziegenhaar-Büschel beweglich aufgehängt sind. Das ist eine Reminiszenz an menschliche Haare von Kopftrophäen oder „skalps“, deren Entnahme im benachbarten Tibet und Myanmar vereinzelt historisch verbürgt ist. Die Schilde wurden von hochrangigen Clanvorstehern und erfolgreichen Kriegern im Rahmen des Ngada-Festivals bei zeremoniellen Tänzen getragen. Im Kampf fanden sie keine Verwendung. Ähnliche Zeremonial-Schilde trifft man auch bei den Kuki-Naga an.
Es gibt mehrere Interpretationen zu den „Hütchen“, die offenbar als Handelsware aus dem thailändischen oder kambodschanischen Bereich stammen. Wahrscheinlich handelt es sich um stilisierte weibliche Brüste, die als Amulett und unheilabwehrendes Symbol eine große Rolle bei den – teilweise matriarchalischen – Naga spielen. Man findet sie teilweise auch an Hauswänden, was das Haus „weiblich“ macht und den Familienzusammenhalt symbolisiert. Eine andere Interpretation ist die Ableitung des Designs von Votiv-Stupa (Miniatur-Bestattungshügel für Schreine) aus Indien. Ähnliche Metall-Zierelemente sind in Südostasien an vielen Objekten anzutreffen.
Kulturell sind die Rengma-Naga den benachbarten Angami-Naga nahe verwandt. Die Rengma–Sprachen gehören zu den Angami-Pochuri-Sprachen. Das Wort rengma bedeutet wörtlich „Ring-Leute“, in Bezugnahme auf die auffallenden Halsringe der Rengma und Angami.
Objekt | Schild (Lushai Naga) |
Kultur | Rengma- oder Lushai-Naga, Lushai- oder Mizuram Region, südliches Naga Hochland, Nordost-Indien (Bundesstaat Assam) |
Zeit | 18. oder 19. Jahrhundert |
Maße | H: 59,50 cm, B: 45,00 cm |
Material | Gewebe, schwarzer Lack, Messing, Ziegenhaar, Holz, Schnur, Rattan |