Deckelkorb „tayaan“
Eine Objektkategorie von hohem technischem und künstlerischem Rang stellen die Flechtarbeiten der Igorot-Kultur dar. Die Benutzung von Korbwaren ist bei den Igorot noch stärker verbreitet als bei den anderen Ethnien des südostasiatischen Archipels. Körbe dienen zum täglichen Gebrauch als Behälter in einem Haushalt anstelle von Gefäßen aus Holz, Keramik, Porzellan oder Metall, beispielsweise zum Transport von Reisgarben, Süßkartoffeln, Gemüse etc. vom Feld nach Hause, manchmal auch für Fleisch oder Dünger. Sie sind unverzichtbares universelles Beförderungsmittel im Gebirge, wo man in den Terrassen-Reisfeldern keine Karren oder Tragetiere einsetzen kann. Männer benutzen zum Transport schwererer Lasten eine Vorrichtung aus zwei Körben gimata, die an den Enden einer kräftigen Stange hängend befestigt sind. Die Körbe sind auf einem quadratischen Bambusrahmen aufgebaut und haben keinen Deckel. Frauen hingegen tragen ihre Lasten bei der Feldarbeit, auf dem Weg zum Markt oder zu Festen üblicherweise in einem einzelnen Korb tayaan (Bontoc) auf dem Kopf. Letzterer wird auch in etwas kleinerer Ausführung im Haushalt als Vorratsbehälter benutzt.
Ein anderer, sehr verbreiteter Typ des Transportkorbes ist der Rucksack, der aus einem Bambusgestell mit Rattangeflecht und Tragegurten besteht. Meist besitzt er auch einen Deckel zum Überstülpen, dann werden die Tragegurte so angebracht, dass sie durch eine Schlaufe des Deckels geführt werden und dadurch den Inhalt vor Verlust sichern. Rucksäcke mit Deckel heißen bei den Ifugao hape’eng, bei den Bontok sangi. Haben sie keinen Deckel, werden sie beispielsweise bei den Bontok aus der Tanulog- und Fidelisan-Region der Mountain-Province pasiking genannt. Sehr wichtig ist auch der Gebrauch von Körben zum Worfeln des Getreides, eine Arbeit, die täglich von den Frauen durchgeführt wurde bzw. wird. Selbstverständlich werden Korbwaren auch in allen Formen des landwirtschaftlichen Bereiches oder für Jagd- und Fischereizwecke verwendet. Als Beispiel soll das Sieb badyu der Ifugao dienen, das zum Fangen von essbaren Schnecken in den überfluteten Reisfeldern vor dem Einsetzen neuer Schösslinge dient. In den Feldern werden auch Fische in Reusen gubu (Ifugao) gefangen.
Neben der Benutzung für den täglichen Gebrauch werden besondere Körbe, wie das hier vorgestellte Beispiel, auch für rituelle Zwecke bei Feiern zu Rites des Passages, Kriegen, Kopfjagden verwendet. Sie dienen zum Beispiel als Gefäße für gekochten Reis bei allen Zeremonien wie Geburten und Hochzeiten, als Körbe, in die Lebensmittel, Getränke, Geld und Betelbestecke als Wegzehrung für die Seelen von Verstorbenen gelegt werden, als Körbe, in die Opfer für die Ahnen bei Heilungsprozessen gelegt werden, und als Gefäß für gemeinsames rituelles Eigentum (wie z. B. die Köpfe hochrangiger Gegner) eines Clans. Früher dienten Kopfkörbe mit Deckel, tayaan, zum Transportieren der erbeuteten Köpfe. In diese Kategorie dürfte der hier vorgestellte Korb fallen. Da die Kopfjagd jedoch seit vielen Jahrzehnten unüblich ist und dieser Korb aus der Mitte des 20. Jahrhunderts stammt, dürfte an einen Gebrauch für Lebensmittel-Opfer im Rahmen der Festivals zu denken sein. Die hinterlegte Symbolik des Kopfes als Füllhorn ist aufgrund der eindeutigen Gestaltung dennoch unverkennbar. Der Korb ist ein Meisterwerk der Flechtkunst.
Objekt | Deckelkorb „tayaan“ |
Kultur | Nord-Philippinen, Luzon, Igorot, Bontoc |
Zeit | 20. Jahrhundert |
Maße | H: 39 cm, B: 27 cm |
Material | Rattan |