Schale „duyu

Diese Schale besteht aus einem Stück harten Holzes. Unter den Haushaltsgegenständen der Igorot nehmen die sternförmigen Schalen dinalo oder duyu der Ifugao eine Sonderstellung ein. Sie sind Utensilien für schamanischen Gebrauch und werden für Heilungsrituale canao verwendet, bei denen aus den Innereien eines geopferten Huhns das Schicksal eines Kranken gelesen wird. Die Schale dient dabei dem Schamanen und den Anwesenden als Trinkgefäß für Reiswein. Diese Schale wurde von hochrangigen Mitgliedern eines Clans, Priestern, Heilern und Wahrsagern oder von hochrangigen Familien aber auch zum täglichen Essen benutzt. Hauptsächliche Verwendung fanden die Schalen beim Reisweinfestival. Oft haben die Schalen noch zwei kleine Nebenschalen „angeschnitzt“ für Salz und Beigaben.

Die strahlen- oder sternförmige Gestaltung entspricht dem Verschlussknopf der kostbaren Prestige-bolo der Bontoc und Kalinga. Dieser ist in der Regel aus der Riesenmuschel Tridakna giga gefertigt. Interessant ist, dass der Brustschmuck für die Krieger einiger Südseeinsel-Gruppen ebenfalls aus dem Verschlussdeckel der Tridakna giga mit einem aufgelegten sonnenradförmigen Schildpatt-Motiv besteht. Nahezu ähnliche Schmuckstücke wie bei den Ifugao findet man auf den Admiralitäts- und Santa-Cruz-Inseln (dort tema genannt) östlich von Neuguinea. Schmuckstücke mit etwas anderen Motiven sind auf den Tabar-, Solomon- und Neu-Irland-Inseln gebräuchlich. Ob die Gestaltung auf das Sonnenmotiv zurückgeht, ist unklar. Möglich ist eine Beeinflussung bzw. Inspiration durch die surya (Sonnen-)Emblematik, eines der Wahrzeichen mächtiger indo-javanischer Reiche vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, die überall im Archipel einen immensen Einfluss ausübten.

 

 

Objekt Schale „dinalo“, „duyu“
Kultur Nord-Philippinen, Luzon, Igorot, Ifugao
Zeit 19. Jahrhundert / frühes 20. Jahrhundert
Maße Durchmesser: 30,50 cm
Material Holz
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht