Schwert „pade“, „klewang“
Dieses Schwert ist ein pade oder klewang, wobei beide Begriffe ein weites Spektrum an Klingenobjekten in südostasiatischen Archipel abdecken und eine präzise kategorische Zuweisung kaum noch möglich ist. So bezeichnet bade – als badik, badi, bade-bade, badee etc. – auch kleinere messerartige Formen im makassarisch-buginesischen und westjavanischen Bereich, während klewang (als kelewang, gliwang etc.) eine unübersehbare Menge an Hiebklingen von Nordsumatra bis zu den Molukken bezeichnet. Auch die Bezeichnung semarang kann angetroffen werden.
Die mächtige Klinge, deren Rücken im Hiebbereich eingezogen ist, um bessere Schnittigkeit durch Herabsetzung der Reibung zu erreichen und das Gewicht zu verringern, zeigt ein seltenes Schweissmuster, bei dem versetzte stehende pamor-Blöcke in Mosaik-Technik auf einen Stahl-Grundkörper aufgeschmiedet wurden, welcher die Schneide bildet. Die Rückseite zeigt Rudimente von pamor aus gedrehten Stäben, die durch den Abtrag beim Fertigstellen teilweise wieder verschwunden oder über Mitte abgeschliffen sind. Die Klingenbasis ist als schmaler, dicker Hals ausgebildet, der das Tragen erleichtert und notfalls auch gegriffen werden kann. Der „gelegte“ pamor oder Mosaik-pamor kommt auch, wenn auch selten, an Schwertern aus Sumba/Sumbawa vor, die dem buginesisch-malaiischen Kontext zuzuweisen sind. Die „Magie“ des Eisens bzw. Musterschmiedens, der im ost-malaiischen und buginesischen Bereich und bei den Toraja eine deutlich esoterische Komponente eigen ist, findet in diesen Arbeiten einen sehr starken Ausdruck.
Der lange, nach unten gezogene Griff ist aus mittelhartem Holz. Er entspricht in seiner Anlage weitgehend der Form der auf Flores bekannten belida-Form. Der Handschutz aus warm gebogenem Büffelhorn, der selten auch aus Haifischhaut bestehen kann, ist durch Rattanbänder fixiert. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Element auf europäische Einflüsse zurückzuführen ist, denn es wirkt oft „aufgesetzt“. Der mit Rattan aufgebundene verbreiterte Knauf zeigt eine stilisierte Blütenornamentik. Diese ist in der gesamten „Celebes-See“ verbreitet. Wahrscheinlich geht sie auf durch islamische Massgaben geforderte Umgestaltung stilisierter Ahnenreihungen und Doppelspiralen, wie sie in Dong-S’son und anderen festländischen bronzezeitlichen Kulturen zu erkennen ist, zurück. Sie gemahnt stark an Illanún- und südphilippinische Kunstformen und ist auch auf Nordborneo (Dusun, Murut etc.) in stupend ähnlicher Weise anzutreffen. Die Verwandtschaft der Schwerter pade zu Illanún- und Mindanao-kampilan ist unverkennbar. Diese großen Hiebschwerter dürfen als eine sehr alte, die gebogenen malaiisch-(Iban)-dayak‘schen pedang und parang prädatierende Form angesehen werden. Schon in Goldgriffen der alten Pinoy-Kulturen des 10.–13. Jahrhunderts sind diese ausladenden Knäufe bereits angelegt. Die Klingen dürften im weitesten Sinne auf indische Stahlklingen der ersten Jahrhunderte u.Z. zurückgehen, wie sie z.B. an candi Borobudur und Prambanan dargestellt sind; mit chinesischen Formen sind sie weniger in Verbindung zu bringen. Die Benutzung des pade als Hiebschwert ist stets in Verbindung mit dem salawaku-Schild aus dickwandigem Weichholz zu sehen, der auch in Sulawesi bekannt ist.
Objekt | Schwert „pade“, „bada“, „klewang“, „semarang“ |
Kultur | Südost Sulawesi/Molukken |
Zeit | 18. / frühes 19. Jahrhundert |
Maße | Länge: 84 cm |
Material | Holz, Stahl, Rattan |