Timor Molukken
Die Molukken sind eine indonesische Inselgruppe zwischen Sulawesi und Neuguinea. Die gesamte Region umfasst ein Gebiet von 74.505 Quadratkilometer mit 2,1 Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt der Region ist Ambon. Die Inselgruppe der Molukken ist administrativ in die zwei Provinzen Maluku (Molukken) und Maluku Utara (Nordmolukken) geteilt. Die Molukken tragen den Beinamen „Gewürzinseln“, da Gewürze die Grundlage eines profitablen Handels waren. Der Muskatnussbaum war auf den südlich gelegenen Banda-Inseln, Gewürznelken auf fünf kleinen Inseln des nördlichen Teils endemisch. Die Molukken wurden schon vor Zehntausenden von Jahren besiedelt. Damals waren Teile des Archipels über Landbrücken erreichbar, da der Meeresspiegel in den Kältemaxima der letzten Eiszeit über 100 Meter tiefer lag als heute. In den letzten zwei bis drei Jahrtausenden v.u.Z. erreichten austronesisch sprechende Kulturen mit malaiischem Habitus die Inseln der Molukken, die jedoch in großen Teilen immer noch von der melanesiden Ur-Bevölkerung geprägt sind. Der Handel mit Gewürzen wurde bereits von den Ureinwohnern betrieben. Schon um die Zeitenwende war die Inselgruppe in der gesamten Alten Welt als Quelle kostbarer Gewürze bekannt. Dabei tauschten die Bewohner der kleineren vulkanischen Inseln zunächst Muskatnuss und Nelken gegen Palmsago von den größeren Inseln, wie Halmahera und Ceram. Die Malaien und Bugis importierten diese Gewürze nach Java und Sumatra, von wo aus sie nach China, Indien und Europa weiterverhandelt wurden.
Die ersten europäischen Stützpunkte auf den Molukken wurden im Jahre 1512 von den Portugiesen errichtet, die den Gewürzhandel im Rahmen des Indienhandels von hier nach Europa kontrollieren wollten. Dieser war bis dahin in türkisch-arabischen Händen gelegen. 1529 legten Spanien und Portugal im Vertrag von Saragossa eine Trennlinie im Pazifik fest. Die Molukken wurden zum portugiesischen Einflussbereich erklärt. 1663 kamen die Molukken in niederländischen Besitz. Im Krieg mit Napoleon wurden die niederländischen Besitzungen von Großbritannien besetzt (1796–1802 und 1810–1816). Während des Pazifikkriegs besetzte Japan die Inseln, die nach dem Ende des Krieges gegen den Willen der Bevölkerung Teil von Indonesien wurden. 1950 proklamierte der christliche Teil der Bevölkerung in den Südmolukken die unabhängige Republik Maluku Selatan. Der Sezessionsversuch wurde von der indonesischen Armee mit Waffengewalt unterdrückt. Die Spannungen zwischen indonesischen Muslimen und Christen bleiben weiterhin bestehen und rufen immer wieder gewaltsame Ausbrüche hervor.
Die Bevölkerung der Molukken besteht überwiegend aus Malaien und kleineren Volksgruppen. Die ethnologische Forschungslage zu diesen Gruppen kann als sehr dürftig bezeichnet werden. Melaneside und australide Merkmale (Kraushaare, gelegentlich auch braun oder sogar blond und nicht-mandelförmiger Augenschnitt) sind durchgängig anzutreffen. Die ansässige Bevölkerung der Molukken wurde von den Kolonisatoren vereinheitlichend Alfuren oder Halifuren/Alifura genannt. Der Begriff bezeichnete im weiteren Sinn die altmalaiische, melanesische oder papuanische traditionelle Kultur. Mit „Alfuren“ ist also keine präzise ethnologische Zuordnung verbunden. Die Herkunft des Wortes ist nicht eindeutig geklärt. Es wurde von einigen Forschern aus dem portugiesischen „forro“ (forrar) und spanischen „horro“ (horrar) hergeleitet, was beides mit „frei“ übersetzt wird und auf das arabische harr mit derselben Bedeutung zurückgeht. Eine andere Theorie brachte den Artikel al- mit dem Portugiesischen fora („draußen“) zusammen, also etwa „die draußen im Wald Lebenden“. Die Worte furu, fefuru oder fufuru kommen jedoch auch in einigen regionalen Sprachen vor, wo es „wild“ bedeutet. Ferner lässt sich Alfuren von der Selbstbezeichnung des papuanischen Volkes Arfu im Nordwesten Neuguineas ableiten.
Die zweitgrößte Insel der Molukken nach Halmahera ist Ceram (oder Seram). Die Insel ist bergig und mit tropischem Regenwald bedeckt und nur gering besiedelt. Das gebirgige Inland übersteigt 3.000 Meter Seehöhe. Die Inlandbevölkerung pflegt die animistische Kosmologie, während sich im Küstenbereich der Islam etabliert hat. Ceram ist in ethnologischer Hinsicht von besonderer Bedeutung, auf Ceram war, wie in den übrigen Gebieten Ost-Indonesiens, früher die Kopfjagd üblich. Sie war durch die niederländische Kolonialregierung bereits um 1880 stark eingedämmt. Ein Beispiel für Glaubensvorstellungen der Patasiwa, der melanesiden Urbevölkerung Cerams, beinhaltet eine primordiale Tötung eines Urzeitwesens (dema), woraus sich als Konsequenz die Entstehung der Nutzpflanzen und eine Weltordnung mit zyklischer Erneuerung von Lebenskraft im Rahmen der Seelenwanderung ableiten lassen. Die Kopfjagd bedeutet im Wesentlichen die Neuinszenierung dieses Tötungsvorganges, wobei aus dem getöteten Urzeitwesen die Lebensgrundlage (Knollenfrüchte, Sago, Bananen etc., später der Reis) der Menschen entstand. Diese Tötung muss auch der Initiant symbolisch nachvollziehen. Diese Jenseitsreise entspricht den Eleusischen Mysterien in der westlich-levantinischen Tradition bis ins Detail. Die Kosmologie der Wemale und Alune, der vor-metallzeitlich-austronesischen Bevölkerung Serams, wurde von A. E. Jensen eingehend untersucht. Die Arbeiten dieses Forschers sind für das Verständnis der Kopfjagd, die in weiten Teilen der Welt bei nahezu allen Ackerbau betreibenden Völkern bekannt ist (oder früher war), von grundlegender Bedeutung.