Halsschmuck

Objekt Häuptlings-Halsschmuck
Kultur Dayak, Borneo
Zeit 19. Jahrhundert
Maße Durchmesser: 21,50 cm
Material Gedrehtes Textilband, geflochtene Fasern, Messingringe, Perlen

Der Halsreif besteht aus 64 gegossenen und ziselierten Messingringen. Die Messingringe sind auf einem geflochtenen Band aus Leinenfasen(?)befestigt. Auf der Schauseite sind drei Perlenreihen aufgenäht, zwei rote und eine schwarze Reihe welche von vereinzelten gelben Perlen unterbrochen ist. Das blaue gedrehte Textilband ist eine spätere Hinzufügung. Perlen haben bei den Dayak, und insbesondere bei den Iban, eine sehr große Bedeutung als Prestigeobjekte und Zahlungsmittel. Sie sind niemals lokal hergestellt, sondern immer Tauschgut, welches teilweise bis ins alte Konstantinopel bzw. Ostrom zurückverfolgt werden kann. Das Alter der Perlen ist für ihren Wert maßgeblich. Dieser erklärt sich auch daher, dass sie als Grabbeigabe vorgesehen waren und als Zahlungsmittel für den Fährmann ins Jenseits galten – je wertvoller die Beigabe, desto wahrscheinlicher war die glückliche Jenseitsreise der Seele.

Dieser Halsreif vertritt einen relativ seltenen Typ von Männerschmuck, der bei den Maloh und Iban bekannt ist, bei den flussaufwärts lebenden Dayak (orang ulu) hingegen weniger bekannt ist. Sehr ähnliche Halsreifen sind auch bei den Igorot-Gruppen auf Luzon, den Luma-Gruppen auf Mindanao, den Batak auf Sumatra, den Miao und Yu in China und in Ostindonesien bekannt. Ferner sind ähnliche Schmuckformen in der Ban-Chiang-Kultur und der Dian-Kultur aus Funden im Großraum Süd-China und den südlichen Anrainerstaaten (4. Jahrhundert v.u.z. bis 2. Jahrhundert u.Z.) bekannt geworden. Das deutet darauf hin, dass es sich hier um eine alte metallzeitlich-austronesische Schmuckform handelt. Die bekannten Schmuckformen der Kajan und Ngadju-Dayak haben eine andere Ausprägung und verweisen auf eine Kulturebene die eher den Zhou-chinesischen Schmuck- und dekortraditionen entspricht. Die Iban, die hinsichtlich ihrer Kunsttradition den Illanún und einigen Mindanao-Gruppen sehr nahestehen, sind erst im Laufe des früheren zweiten Jahrtausends von Sumatra kommend, auf Borneo eingewandert und haben im Norden den (dort) älteren Dayak Kunststil beeinflusst und überlagert.

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