Mandau

Objekt Mandau, „parang ilang“, „malat“
Kultur Kalimantan, Dayak, Kajan
Zeit 18. oder frühes 19. Jahrhundert
Maße Länge: 61 cm
Material Stahl, Weichmetall, Hirschhorn, Rattan, Haare, Glaseinlage

Die Klinge dieses mandau zeigt am Ansatz das mata kalong-Element, den doppelten Drachen, in eingelegtem Gelbmetall. Ursprünglich war dieses Element Ausweis der mandau der Kajan-Aristokratie und wurde erst im Laufe des 19. Jahrhunderts aufgrund der intensivierten Handelsverbindungen offenbar allgemeiner üblich. Die Klinge ist aus Raffinierstahl und dürfte noch aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen, oder sogar noch älter sein. Die relativ stumpfnasige, gestauchte Spitzenform der verhältnismäßig kurzen Klinge deutet auf eine Ma Suling-Arbeit hin; einige Referenzstücke (MfV Zürich, MKB Basel, Nationaalmuseet Kopenhagen) deuten darauf hin. Die Klinge ist gut poliert; alle Schliffmarken sind sorgfältig entfernt. Eine Reihe von so-op- und matajoh-S-Linien läuft den Rücken entlang, darunter ist eine Reihe von dicken Messingstiften eingesetzt. Die Klinge ist als hochkarätig anzusehen; nicht zuletzt aufgrund des erlesenen „Mantikai“-Metalls mit sehr feiner Schmiedetextur.

Der Griff ist der Klinge adäquat. Die zweifarbig angelegte Rattan-Beflechtung um die Handhabe vertritt die höchstmögliche Qualität. Der Knauf ist in typischer Kajan-Form (Mendalam?) gehalten und ist Vorlage für die mandau aus der Regentschaft Kutai, von denen einige datierbare Referenzstücke bekannt sind. Er ist stilistisch besonders aussagekräftig, da er in der Aufsicht ein Gesichts-Ornament erkennen lässt (hudoq = „Maske“, „Gesicht“), das eine leicht dämonisierte, apotropäische Ausprägung zeigt. Unterhalb dieses Gesichtes ist das aso-Motiv in nur angedeuteter Form erkennbar; man sieht einen geöffneten stilisierten Rachen mit Zahnreihen. Der Griff ist in dieser Komposition geradezu als Lehrstück anzusehen, unter dem Gesicht, quasi dem Kopfjäger oder dessen Opfer (ein in der Symbolik, der angewandten „prokreativen“ Tötung gleichbedeutendes Element) liegt der aso, die Drachengottheit. Der aso ist Leitmotiv der Kajan-Kunst. Als kunsthistorisch ursprünglich aus Zhou-China stammendes Drachenmotiv long ist er die Erdgottheit, die die Kopfjagd fordert und durch sie ernährt wird. Durch diese „Fütterung“ mit Leben kann neue Fruchtbarkeit entstehen und altes Leben umgewidmet werden. Im Griffnacken ist eine angedeutete surya majapahit oder ein stilisierter Schädel zu erkennen, der bisweilen auch als tumpal (Sockel der Ahnenfiguren) gedeutet wird (Sellato, Tromp). Der tumpal wird wohl auf den Lotussockel hinduistischer und buddhistischer Gottheiten und Heiliger zurückgehen.

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