Mandau
Dieser parang ilang weist einen besonders elaboriert gearbeiteten Griff aus Hirschgeweih auf. Kohong kalunan oder hudoq (Gesicht; Maske) ist eine überlieferte Bezeichnung für den gesamten Griff bzw. das Design. Die Form ist die im gesamten Apokajan- und Bahau-Gebiet übliche Variante mit hoher Griffkrone. Als Hauptmotiv deutlich erkennbar sind aso-Häupter, deren hochgeschwungene Oberkiefer eine spiralig eingerollte Form annehmen. Teilweise erkennt man Formen, die das Nashornvogel-Motiv aufnehmen, vor allem nahe dem ausladenden Teil. Die eingehängte Spirale ist als ornamentales Thema in den Hintergrund getreten und nur als Maulende der aso-Drachen erkennbar. Die Griffkrone ist stark ausgeprägt und weist einen dornartigen Fortsatz auf, der an den als Emblem des erfolgreichen Kriegers an Scheiden applizierten Tigerzahn gemahnt. Es sei dahingestellt, ob dies an den angehenden Krieger oder Initianten anknüpft, der in diesem Bereich des Griffs verkörpert ist. Der Sinn dieser Zusammenstellung des aso, des Unterwelt-Drachens, und des darauf kauernden Menschen erklärt sich aus dem Mythem der Seelenreise. Der Krieger und Kopfjäger hat Macht über Leben und Tod und „reitet“ quasi den aso, den Moderator der Initiation und Seelenreise und Schirmherrn der Kopfjagd (kajau) (vgl. A. E. Jansen, 1948). Die Schnitzarbeit kann als exorbitant bezeichnet werden und weist keine Schäden auf. Die Handhabe ist mit feinem Rattan umflochten, in den Griff sind gefärbte Ziegenhaare eingesetzt. Das Motiv mit der erkennbaren stilisierten Menschenfigur auf dem aso heißt bei den Kenyah-Dayak kohong kalunan, was „Menschenkopf“ bedeutet.
Die Klinge ist von hoher Qualität und hat hohlgearbeitete Flanken, die einseitig durch einen scharfen Grat getrennt sind. Der rückseitige Hohlschliff ist die Norm an mandau, aber die konkave Ausarbeitung an der Frontseite ist sehr ungewöhnlich und mit einem großen Aufwand verbunden, der den der Schmiedearbeit bei Weitem übertrifft. Die Klinge wird dadurch leichter und schnittiger, ohne wesentlich an Stärke einzubüßen. Die Handlage der Waffe ist dementsprechend ausgezeichnet. Der Stahl zeigt Merkmale einer hochwertigen Selektivhärtung entlang der Schneide und scheint industrieller Fertigung zu sein. Im Bahau-Gebiet wurde im späten 19. Jahrhundert Stahl englischer Fertigung durch Briten und Chinesen in größerem Stil eingeführt, der den einheimisch erschmolzenen Stahl qualitativ übertraf.
Objekt | Mandau „parang ilang“, „malat“ |
Kultur | Borneo/Kalimantan, Dayak, Bahau-Region (Kajan) |
Zeit | Ende 19. Jahrhundert |
Maße | Länge: 67 cm |
Material | Stahl, Hirschhorn, Rattan, Tierhaare |