Ritualschöpfer

Objekt Ritualschöpfer
Kultur Borneo
Zeit um 1900
Maße Länge: 44 cm
Material Holz, Rattan, Fruchtkern (?), Glas

Dieses Ritualgefäß ist aus einem Bambusstab hergestellt, um den sich eine Schlange mit Spiegelaugen windet. Am Ende befindet sich ein Fruchtkern mit zwei Augenhöhlen, welcher einen Kopf versinnbildlicht. Zur Aufhängung dient ein Rattanring, der am Endstück befestigt ist. Das Objekt ist mit schwarzen Pigmenten eingetönt. 

Dieses Ritualgefäß wurde vermutlich bei Heilungszeremonien von einem Schamanen verwendet. Der Inhalt könnte Reiswein gewesen sein, der an wichtige Gäste oder an Personen, die Heilung benötigten, gereicht wurde. Der Reiswein, serviert in einem Kopf, überträgt Kraft und Vitalität, die Schlange symbolisiert die Unterwelt und steigert die Kraft des Getränkes.

uti-Ritual:

Das lässt an eine Ursprungsmythe denken, die in Ostindonesien sehr verbreitet ist. Hier wird ein Mädchen nach seiner Tötung später aus einer Kokosnuss wiedergeboren, welche zuvor in ein Tuch gehüllt wurde. Somit würde dieser Kopf zu einer Ur-Wesenheit, die durch die Enthüllung neu geboren wird. Das Tuch wird als „Haut“ bezeichnet, womit eine Gleichsetzung mit der Schlange als sich häutendes und erneuerndes Wesen gegeben ist. Dieser derart „umgewandelte“ Kopf wird nach seinem Empfang bei den Iban-Dayak später gleich einer Saat in die Felder „eingepflanzt“, bisweilen nach der Spaltung mit dem Schwert (uti-Ritual), wonach „der Reis aus ihm herauskommt“. Es ist wahrscheinlich, dass die Rituale sich ursprünglich auf die Kokosnuss und andere Nutzpflanzen bezogen und später auf den Reis übertragen wurden.

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