Wächterfigur „hampatong“

Die kleine Statuette stellt eine menschliche männliche Gestalt in leicht nach vorn geneigter Hockhaltung dar. Sie besteht aus sehr hartem Holz. Es handelt sich um belian (Eusideroxylon zwageri), eine in Südostasien verbreitete Eisenholz-Art, die für dauerhafte Konstruktionen verwendet wird. Die Figur hat eine stark verwitterte Oberfläche, was den langjährigen Einflüssen von Witterung und Holz-Parasiten geschuldet ist. Die angewinkelten Arme und Beine sind ebenfalls der Verwitterung anheimgefallen. Die Basis zeigt Spuren von Sägeschnitt, was nahelegt, dass die Figur ursprünglich einen Pfahl oder Pfosten krönte.

Die Figur war aller Wahrscheinlichkeit nach Teil eines hampatong. Das sind Schutzfiguren, die die Dayak-Dörfer vor den eventuell übelwollenden Geistern des umgebenden Urwaldes abschirmen sollen. Sie werden am Dorfrand oder auf dem Dorfplatz vor den Langhäusern aufgestellt. Solche Figuren wurden auch bei Friedensverträgen zwischen den Stämmen ausgetauscht und vor dem Häuptlingshaus aufgestellt, um die getroffene Vereinbarung zu verdeutlichen.

Der eigenartig geisterhafte, fast erstaunte Ausdruck des Gesichtes ist nicht vom Schnitzer beabsichtigt, sondern Werk der Natur. Die Figur veranschaulicht daher in besonders eindrücklicher Weise ihre Position zwischen dem Urwald, der heiligen, unberührten Sphäre der Geister und Götter, und der Menschenwelt, an deren Grenzen sie Wache hält. Aus diesem Grunde begrüßt sie auch die Besucher der Ausstellung: „YOU CAN LEAVE YOUR HEAD ON“ bei der es unter anderem um die Übergänge zwischen den Welten und Daseinsformen geht.

Objekt Wächterfigur „hampatong“
Kultur Borneo, Kalimantan, Süd- oder Ost-, Dayak, Ngadju oder Kajan
Zeit um 1900
Maße Höhe: 32 cm
Material Eisenholz (Eusideroxylon zwageri)
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht