Schwert „niabor“
Ein typischer nyabor, der das Form- und Dekorprogramm von Jimpul 02 fortführt. Die Klinge hat ein ausgeprägtes krowit, welches das Schwert als „männlich“ charakterisiert. Die Klinge ist stark gebogen und vorderlastig und als sehr effektive Hiebwaffe zu benennen. Die Schneide zeigt einen regelmäßig verlaufenden, gleichmäßig breiten Härteschatten. Durch die leichte Ätz-Patinierung ist dieser noch hervorgehoben.
Der Griff ist von puristischer Eleganz. Er zeigt eine artifizielle Patinierung (wahrscheinlich Betelsaft) und den für nyabur typischen ausgeprägten Fingerhaken, der in einem aus konzentrischen Wülsten gebildeten integralen Anschlussstück endet. Die Flanken des großflächigen Knaufs sind mit floralen Elementen im flachen Relief verziert, die sich vollkommen aus Blüten- und Blattmotiven zusammensetzen. Blütenmotive sind im malaiisch-muslimischen Großraum die letzte Abstrahierungsstufe des ursprünglichen Drachen- bzw. Fabelwesen-Motivs, das wohl durch muslimische Maßgaben im Laufe der Jahrhunderte immer weiter verfremdet wurde. Aber schon in der indisch-hindu-buddhistischen Kunst lässt sich beobachten, dass der makkara und der kala, primordiale Urwesen, die Schöpfung und Zerstörung und Neuschöpfung verkörpern, zu Lotus- und anderen Ornamenten gewandelt werden. Auch das Motiv des Weltenbaums ist oft mit dem makkara verquickt, da er die Tiefsee oder – sinngemäß verwandt – die Erde verkörpert, in der der Weltenbaum wurzelt. Somit ist die axiale, vertikale Ordnung des Kosmos im Unter-, Mittel- und Ober- bzw. Götterwelt und der Weg der Seelen angesprochen, die die Ebenen durchwandern. Der Weltenbaum ist Sitz der Botenvögel der Götter und die Achse, welche die Daseinsebenen verbindet.
Der Griffhals ist durch eine lange mehrteilige Messingzwinge eingefasst, die mit geometrischem Dekor verziert ist.
Objekt | Schwert „niabor“, „duku amat“, „beada“ |
Kultur | Borneo West-, Sarawak, Dayak, Iban |
Zeit | 19. Jahrhundert |
Maße | Länge: 72 cm |
Material | Stahl, Hirschhorn, Weichmetall |