Männer der Orchideeninsel ausgestattet mit Speeren und takkarus, siehe zweiter Mann von links in der ersten Reihe.

http://hdl.handle.net/10385/xw42n905x

Schamanen-Dolch „takkarus“

Dieser Dolch aus Botel Tobago („Orchideeninsel“) hat eine einfache Anmutung, vertritt aber eine sehr alte Form, die noch auf die Bronzezeit zurückgeht. Aus ihr spricht die uralte Tradition der Tao (Yami) von Botel Togabo, deren materielle Kultur in vielen Aspekten sehr frühe metallzeitlich-austronesische Elemente fortführt. Die Insel Botel Tobago, die sich über 600 Meter ü.M. erhebt, ist wegen der regelmäßigen Taifune relativ gut vor Invasoren geschützt, was eine Vereinnahmung durch die sino-taiwanesische Bevölkerungsschicht relativ effektiv unterbunden hat. Die Häuser der Yami sind nicht zuletzt daher in vertiefte Steinplattformen eingebaut, wie es auch von den Paiwan bekannt ist.

Die Hauptinsel Botel Tobago ist 13,3 Kilometer lang und 7,3 Kilometer breit. Botel Tobago, wo etwa 6.000 Menschen leben, wurde durch die austronesischen Tao ca. 800 Jahren von den südlich gelegenen philippinischen Batan-Inseln (Batanes) her besiedelt. Die Insel ist durch den Bashi-Graben in der Straße von Luzon getrennt. Die Yami sind den Berggruppen Luzons kulturell nahe verwandte Austronesier, die den Batan-Bewohnern kulturell immer noch sehr ähnlich sind. Sie nennen die Insel Ponso no Tao bzw. Pongso no Tawo (Insel der Menschen), was zu „Botel Tobago“ verballhornt wurde, oder Irala. Die Ami von Formosa, die sich kulturell kaum von den Tao unterscheiden, nennen sie Buturu, die Puyuma Botol. Bis Ende des 17. Jahrhunderts haben noch regelmäßige Verbindungen zu den Batan-Inseln bestanden.

Die Bevölkerung auf Botel Tobago lebt vorwiegend vom Fischfang und von Taro und Hirse, die auf teilweise bewässerten Terrassen angebaut werden. Schweine, Hühner und Ziegen werden ebenfalls gehalten, aber Fleisch wird nur bei festlichen Anlässen verzehrt, wobei dies meist mit den zyklischen Ahnenfestivals einhergeht. Die Yami betreiben Töpferei und interessanterweise auch die Silberbearbeitung – beides Elemente, die mit Sicherheit von Luzon auf die Insel mitgebracht wurden. Dasselbe gilt für die Dolchform takkarus, die von festländischen Bronzezeitkulturen wie jenen von Dian (Yunnan) und Dong Son (Vietnam) abzuleiten ist, somit vertritt dieser einfache Dolch eine ungebrochene weit über 2.000-jährige Tradition.

 

Objekt Schamanen-Dolch „takkarus“
Kultur Botel Tobago/Orchideeninsel, Tao/Ami
Zeit 18./19. Jahrhundert (?)
Maße Länge: 31 cm
Material Holz, Rattan, Stahl
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht