Wachs-Träufler

Objekt Schlangen-Effigie, Wachs-Träufler
Kultur Süd-Formosa, Paiwan-Gruppen
Zeit 19. Jahrhundert
Maße Länge: 14 cm
Material Holz, Lack
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht

Dieser Wachs-Träufler ist aus einem Holzstück geschnitzt und mit rotem Lack verziert. Die Paiwan verwendeten zur Herstellung von Kleidern und Netztaschen Bast- und Nesselfasern. Um die Fasern für die Weiterverarbeitung geschmeidig zu machen, wurden sie vorher gewachst. Dieses Objekt ist rückseitig abgeflacht und könnte als Spatel für das Halten des Wachses gedient haben oder um die noch warme Wachsschicht auf den Fasern zu glätten. Weben ist eine als sehr bedeutend erachtete Tätigkeit bei den Paiwan und anderen austronesischen Gesellschaften und ist schon als wesentliches Szenario auf Kesseltrommeln und Behältern der Bronzezeit dargestellt. Auf Borneo und in Malaysia nennt man Weben noch heute kajau indah, „Krieg der Frauen“. 

Diese Darstellung der heiligen Schlange Mura oder Vorun ist aus Holz geschnitzt und der Paiwan-Kultur zuzuordnen. Im Zentrum der eingerollten Schlange ist ein menschlicher Kopf dargestellt. Die Schlange ist bei den Paiwan ein Symbol von besonderer Bedeutung. Es wird angenommen, dass Mura, die „Hundert-Schritt-Schlange“, Urahn des Adels sei. Einer Legende zufolge legte in der Urzeit die Sonne auf einem Berggipfel zwei Eier ab: ein weißes und ein schwarzes. Vorun brütete die Eier aus, aus denen die ersten Adeligen ausschlüpften. Daher werden Schlangendarstellungen als explizite Symbole des Hochadels verstanden. Der menschliche Kopf ist zentrales Motiv in der Paiwan-Kultur; er kann möglicherweise auch als Sonnendarstellung verstanden werden oder als eines der Eier aus der Brut von Vorun. Menschliche Köpfe beziehen sich auf die jahrtausendealte Praxis des Kopfkultes und der Kopfjagd auf Formosa.