Schwert „mil-am

Das Schwert ist vollständig aus einem Stück Stahl geschmiedet. Die Metallstruktur, die eine deutliche Textur aufweist, deutet auf lokale Fertigung hin. Die Klinge ist zweischneidig, hat einen rhombischen Querschnitt und verbreitert sich nach vorne. Sie ist primär als Hiebwaffe angelegt. Die stumpfe Klingenbasis zeigt einen aus dem Profil herausragenden, verbreiterten Bereich mit dreieckigen Einschnitten und Kerbfeilung. Das Griffstück, das zugunsten der Handhabung mit Textilfasern umflochten ist, läuft in ein flaches zungenartiges Endstück aus. Ein schlankes Stahl-Stäbchen verläuft durch den Übergangsbereich zwischen Klinge und Griff. An diesem sind Büschel von Menschenhaar befestigt. Das Stäbchen ist mit aufgeschobenen Bambus-Röhrchen versehen.

Die Garo sprechen eine tibeto-birmanische Sprache. Sie leben in den politisch zu Indien zählenden Staaten Meghalaya, Assam, Tripura, Naga-Land und einigen Nachbarstaaten von Bangladesch. Sie selbst nennen sich A-Chik Mande (wörtlich „Hügel-Leute“) oder nur A-Chik. Nach ihrer eigenen Überlieferung sind die Garo um 400 v. u. Z. aus Tibet (auf Garo: Tibotgre) in das Garo-Hochland eingewandert. Beschreibungen der im 19. Jahrhundert eindringenden indischen Mogul-Armeen und der Briten stellen vor allem die Wildheit der Krieger und die Sitte der Kopfjagd heraus. Nach den frühen Berichten richteten sich der Status und die Heiratsfähigkeit eines Mannes nach der Zahl der erbeuteten Köpfe, die er vorweisen konnte. Die Garo-Krieger (matgrik) benutzten ausschließlich traditionelle Waffen, was ihre Niederlage gegen die Briten besiegelte. Ein berühmter Garo, Sonaram R. Sangma, kämpfte dennoch teilweise erfolgreich gegen die britischen Besatzer und war maßgeblich beteiligt an der Schaffung einer kollektiven ethnischen Identität der Garo, die sich zuvor ausschließlich über die (mutterrechtlich organisierte) familiäre Abstammung und lokale Stammeszugehörigkeit definiert hatten. Die eigenwillige Form des mil-am-Schwertes muss sehr alt sein. Auffallend ähnliche Schwerter aus Nord-Borneo (Sabah, Sarawak) deuten auf eine gemeinsame Herkunft wohl noch aus Tibet hin, was auf sehr frühe Kulturübertragung und ethnische Migration hindeutet.

Objekt Schwer „mil-am
Kultur Garo, Nordost-Indien (Assam oder Meghalaya) oder Myanmar
Zeit 19. Jahrhundert
Maße Länge: 77 cm
Material Stahl, Holz, Bambus, Menschenhaar
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht