Haumesser-Gürtel „ginutto“

Die Igorot haben sehr spezifische bolo, die sie anlässlich besonderer Gelegenheiten an einer ganz besonderen Tragevorrichtung tragen, nämlich an bolo-Gürteln mit Lochscheiben von den in den Bergen besonders kostbaren Verschlussdeckeln der Riesenmuschel Tridacna giga. Runde Muschelscheiben mit einem Loch in der Mitte sind auf kräftigen Textil- oder Rattanbändern aufgenäht. Diese werden dann um die Taille geschlungen und mit einem Hakenverschluss geschlossen. An diesen Gürtel wird nun die bolo-Scheide mit einer Rattan- oder Textilschnur aufgehängt. Manchmal wird auch an das Gürtelband ein zusätzliches kürzeres Band angenäht, ebenfalls mit Muschelscheiben versehen, das dann ebenfalls bis auf die Knie des Trägers fällt. Die Rattanbänder sind aus geflochtenem Bast, die Textilbänder bestehen aus zusammengefalteten oder zusammengenähten Stücken handgewebter oder gekaufter Stoffe. Manchmal findet man auch Uniformstoff der amerikanischen Armee oder gar einen Canvasgürtel als Unterlage für die Muschelscheiben. Die Muschelscheiben werden aus Konusmuscheln und der Tridakna giga geschnitten, glattgeschliffen und an den Kanten abgerundet; sie sind von runder Form und meist gleich groß, bei den kostbareren Stücken vergrößert sich der Durchmesser vom Anfang eines Bandes bis zum Ende. Ihr Durchmesser beträgt ca. zwei bis acht Zentimeter. Auf den textilen Träger werden die gelochten Muschelscheiben mit einem doppelten oder einfachen Rattanstreifen aufgefädelt. Das Rattan-„Garn“ läuft aus dem textilen Grundträger über den Muschelscheibenrand, mittig durch den textilen Träger und fädelt dabei die Muschelscheiben auf. Manche Gürtel weisen bis zu 32 dieser kostbaren Scheiben auf. Die Enden der Tragebänder sind oft zopfförmig mit Rattanstreifen oder einem Büschel Garn in rot gefärbtem Garn abgeschlossen.

Bei besonders wertvollen Gürteln, wie dem hier vorliegendem, ist am Verschluss eine größere Tridacna giga-Muschelscheibe von acht bis zehn Zentimeter Durchmesser wie ein großer zweilöcheriger Knopf aufgenäht. Diese ist rund oder sternförmig mit einfachen oder Doppelstrahlen und mit einem flachen, aufgenähten Schildpatt-Ornament von ca. fünf Zentimetern Durchmesser versehen. Das Muschelornament wird als Sonnensymbol ginuktu bezeichnet, manchmal heißt die ganze Tridakna-Scheibe mit Schildpattornament ginuktu. In der Literatur wird auch der komplette Tridaknascheiben-Gürtel mit oder ohne besondere Sonnenscheibe ginuktu genannt, die Gürtelschließe hingegen upud.

Objekt Haumesser-Gürtel „ginutto“, „bolo“, pinahia“, „pika“
Kultur Nord-Philippinen, Luzon, Bontoc oder Kalinga
Zeit 19. Jahrhundert, Anfang 20. Jahrhundert
Maße Höhe bolo: 48,5 cm
Material Holz, Rattan, Stahl, Messing, Textilie, Muschel, Zähne
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht