Hutornament „sanggori“

Dieses linear aus Messing getriebene Hutornament in Schlangenform hat eine ausgewogene Form und ist am Kopf der Schlange mit Rauten- und Dreicksmustern und einem angedeuteten Spiralmuster ziseliert. Die kleinen Löcher dienen der Befestigung am Hut.

Die Serpentinenform versinnbildlicht die Unterwelt, Verteidigung und Fruchtbarkeit. Dieses Schlangenelement fand zu verschiedenen Anlässen Verwendung. Es wurde z. B. von Männern am Hut in kriegerischen Auseinandersetzungen getragen, sollte Schutz bieten und in hochpolierter Ausführung die Feinde irritieren. Bei Heilungsriten wurde es auf den Kopf des Kranken gelegt und nach dem Tod fand es u. a. auch bei der Zweitbestattung an einem Bildnis des Toten Anwendung.

Alle wichtigen Primärquellen, wie Sarasin, Hissink, Grubauer und andere stimmen darin überein, dass dieser Kopfschmuck ausschließlich von Männern getragen wurde, und dies vor allem bei Kriegszügen, Heilzeremonien und Bestattungsritualen. Hochrangige alte Kulawi-Toraja und Schamanen, tobalia, trugen die Bronze-Schlange senkrecht auf dem Kopf, letztere vor allem bei Heil- und Wetterzaubern, und erfahrene Krieger bei Kopfjagd-Expeditionen. Die Schlange gemahnt in stupender Weise an die Schlangen-Effigien auf Formosa, vor allem der Rukai und Paiwan. Bei den Pamona- und Mori war die Metall-Schlange auf einem hölzernen Kopf platziert, der auf die gebündelten Knochen von hochrangigen männlichen Vorfahren gesetzt wurde, während die Knochen hochrangiger Frauen mit hölzernen Effigien mit Ohrringen versehen wurden. Früher gab es in Zentral-Sulawesi Schreine, vor denen lebensgroße Holzpuppen mit derartigen Metall-Schlangen als Kopfaufsätze aufgestellt waren. Sie dürften mit den bekannteren tau-tau der Sa’dan-Toraja vom Sinngehalt nahe verwandt sein. Dass diese Schlangengestalt in unmittelbaren Zusammenhang mit „empfindlichen“ Handlungen wie Kriegszügen, Anrufung der Wettergottheiten im Rahmen der Landwirtschaft und Bestattungs- bzw. -Übergangsritualen steht, und in vielen Angaben die Schlange in Südostasien als männlicher Ahnherr und auch einstiger Initiator der Kopfjagd gesehen wird, bedeutet indirekt, dass die mythische Schlange als Urahn und Vorbild diese Handlungen quasi observiert und „segnet“. Als Krieger identifizierte man sich in gewisser Weise mit ihr bzw. ihm als Ur-Ahn, ganz wie auf Formosa. 

Objekt Hutornament „sanggori“
Kultur Sulawesi, Toraja, Indonesien
Zeit 19.–20. Jahrhundert
Maße H: 22,50 cm, B: 22 cm
Material Messing
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht