Kriegsweste/Kriegerornat baju pabarani

Diese Panzerwesten waren Teil des Kriegerschmucks im gesamten Toraja-Hochland in Sulawesi. Die Westen bestehen aus festem Pflanzenfaser-Gewebe (z. B. Kokos, Rindenbast), auf die unterschiedliche „Schuppen“ genäht wurden. Die können von sehr unterschiedlicher Art und aus einer Vielzahl von Materialien sein. Es sind Westen bekannt, bei denen jede einzelne Schuppe aus einem gegossenen Metallelement oder einem geschnitzten Plättchen besteht. In diesem Falle sind es – im Hochland sehr seltene und hochgeschätzte – Konusschnecken-Scheiben. Üblich sind auch Knochenplättchen, Kokosschalenteile, Hornplättchen, Leder- oder Rohhautlamellen, Münzen, getriebene Metallplättchen und eine Vielzahl anderer Dinge. Die rechteckigen Toraja-Schilde sind oft in ähnlicher Weise gefertigt und oft bilden sie mit den Kriegswesen eine gestalterische Einheit.

Die Kriegskappe gehört ursprünglich nicht zum Ensemble, ist aber als Vergleichsbeispiel passend zu dieser Weste. Sie ist aus Pflanzenfasergewebe als Grundgerüst gewebt und darauf sind eingefärbte Plättchen aus Horn genäht.

Die Westen boten aufgrund der applizierten Elemente guten Schutz der Leibesmitte gegen Schwerthiebe; der Kopf war wegen des Helms und Schildrandes ohnehin gut geschützt. Wichtig war aber vor allem der Amulett-Charakter; die aufgenähten Elemente hatten oft magische Kraft zur Abwehr feindlicher Flüche und Zaubersprüche, die von den reicheren Kriegern bei spezialisierten Zauberern gegen ihre Kontrahenten in Auftrag gegeben wurden. Die Kriegshelme waren bei Feierlichkeiten oft mit stilisierten Büffelhörnern appliziert, was Reichtum, Fruchtbarkeit und Erfolg verhieß. Es ist auffällig, wie sich indonesische Kriegswesten und japanische Rüstungen und Helme ähneln – sie gehen wahrscheinlich auf dieselben Ursprünge zurück. Früher waren Kriegswesten in Tana-Toraja bei Bestattungsritualen und Hochzeiten ein wichtiges Tauschobjekt zwischen den Clans und wurden mit Schweinen und Büffeln weitergereicht. Die Familienbeziehungen wurden durch Hochzeiten, Festivals, wertvolle Tauschobjekte und gemeinsame Nutzung der großen Familienhäuser gefestigt. Die Stifter solch wertvoller Objekte konnten ihren sozialen Status festigen und verbessern. Daher ist die Bedeutung von Waffen und anderer kostbarer Gegenstände oft in ihrem Wert als Tauschobjekt und weniger ihrem praktischen Nutzwert begründet. Die soziale Hierarchie legt fest, wer Palmwein erhält und selber ausschenken darf, wer die Leichname der Ahnen ausstaffieren und Opfer darbringen soll, wer bei den Festivals an welchem Platz sitzt und welche Speisen erhält, und wer welchen persönlichen Schmuck tragen darf. Diese „Feinheiten“ des alltäglichen und rituellen Lebens waren und sind für das harmonische Gefüge der Gesellschaft und die Vermeidung von Konflikten von zentraler Bedeutung.

Objekt Kriegsweste/Kriegerornat „baju pabarani“
Kultur Sulawesi, zentrales Hochland, Poso-Gebiet (?)/Sadan-Toraja
Zeit 19. Jahrhundert
Maße H: 50 cm, B: 40 cm
Material Pflanzenfaser, Tierhaare, Konusschnecke, Tierhaut, Messing, Knöpfe, Glasperlen
Weiterführende Literatur Zurück zur Raumansicht